Rezensionen zu “Findet mich”

Susanne Leuenberger, Berner Kulturagenda, 13. März 2024

Dass Erwin wahnsinnig wird, dass er und die Familie mit seinem Wahn werden leben lernen müssen, ist der Geschichte, die Doris Wirth in ihrem Debütroman erzählt, wirklich nicht von Anfang an vor- oder eingeschrieben. Und das ist das Gute daran.

Nora Zukker, Beste Bücher des Monats Mai, Tages Anzeiger, 22. Mai 2024

Der Familienroman, er ist nicht neu, nein. Aber man kann daran grossartig scheitern. Doris Wirth scheitert nicht, weil sie sich traut, dem Gewöhnlichen Gewicht zu geben. Von der Normalität in einer feinen Sprache detailreich zu erzählen, auch ohne dass es zerfleddert, ist so viel schwieriger, als das Spektakuläre auszustellen. Doris Wirth zeigt aber, es ist möglich.

Ruth Loosli, Coucou, Kulturmagazin, Juni 2024

Die Mutter gleicht aus, doch das genügt nicht. Plötzlich genügt er sich selbst nicht mehr, er gerät in einen Zustand, den man mit «Psychose» beschreiben kann. Und die Beschreibungen sind nicht zimperlich.

Marco Lombardi, Alpenlandkunst, 5. Juni 2024

Gesellschaftlicher Druck? Arbeit? Leistungserwartung? Oder einfach von Haus aus ein paar Synapsen zu locker?
Virtuos leitet uns die Autorin durch diese Fragen, packt sie sehr geschickt in die Familiengeschichte ein und verwebt sie zu einem spannenden, äußerst gut und angenehm zu lesenden Roman. Ganz große Leseempfehlung.

Martina Läubli, NZZ am Sonntag, Bücher am Sonntag, 30. Juni 2024

Präzis und lebendig beschreibt Wirth, was eine psychische Krankheit mit einer Familie macht. «Findet mich» erzählt vom Auseinanderdriften der Normalität, von Prägungen und vom Erwachsenwerden. Die Schweizer Autorin wechselt wie in einem Kaleidoskop die Perspektive zwischen Eltern und Kindern und schafft eine intensive Nähe zu allen Figuren - auch zum manischen Vater.

Verena Lüthje, Perlen der Literatur

Wie würden wir in einer solchen Situation reagieren, aufgeben oder kriminell werden? Sind wir mit unserem Leben zufrieden oder gar glücklich? Was haben wir verpasst, was würden wir gerne nachholen oder am liebsten sofort tun? Erwin zeigt uns seine Schmerzgrenze, seine Last, die er zu tragen hat, die Dringlichkeit seines Handelns, aus aufgestauter Anpassung an seine familiären Verhältnisse.

Ladina Caduff, Viceversa Literatur, 20. August 2024

Die Autorin nennt Erwins Krankheit nie beim Namen. Es heisst höchstens mal: «Die Synapsen bilden zu viele Verbindungen.» Oder es ist die Rede von etwas, das «in ihm schlummert». Wirths geschickt zurückhaltender und subtiler Ton ist die grosse Stärke dieses Romans. Sie pflegt eine ungeheure Sensibilität im Umgang mit Erwins Krankheit.

Alex, zuckerkick Magazin

Besonders beeindruckend ist, wie Wirth es schafft, ein komplexes Psychogramm zu zeichnen, das weit über die individuelle Geschichte hinausgeht. Sie stellt Fragen nach den gesellschaftlichen Erwartungen, nach den Zwängen, die uns definieren, und nach der erdrückenden Last, die Arbeit und Leistung in unserer modernen Welt darstellen.

Alexander Carmele, Kommunikatives Lesen

Findet mich erzählt aber kein Drama. Die Form, die Komposition, die Erzählstimme halten dagegen. Florence, als geheime Strippenzieherin im Hintergrund, durchschreitet das Phantasma ‚Vater‘. Sie gibt ihm die Form einer Inkohärenz, eines Chaotisch-Guten wie Chaotisch-Bösen, einfach eine Figur, ein Leben, das mit sich ringt, innerlich zerbirst, in und aus der Rolle des Schelmes fällt.

Rainer Moritz, NZZ, 06. September 2024

Was danach aus ihm und den Rüeggs wird, zeigen die Schlusskapitel dieses beeindruckend subtilen Romans. “Findet mich” wurde für den Deutschen Buchpreis nominiert, aus sehr gut Gründen.

Hansruedi Kugler, St. Galler Tagblatt, 10. September 2024

Seine Frau und seine Kinder sehen, dass sich da ein Mensch vor ihren Augen immer mehr zersetzt, seine Grenzen nicht mehr spürt und in einen Wahn gerät. Wie Wirth dieses kindliche Spiel allmählich in einem diabolischen Sog in eine Verrücktheit steigert, ist atmosphärisch besonders stark.

Paulina Schmidbauer, books.and.twins, Instagram, 10. September 2024

Doch was ist, wenn ihn niemand suchen möchte? Seine Frau Maria nimmt seit Jahren seine herrische und aufbrausende Art stoisch hin. (…) Erwins Ausbrüche werden immer schlimmer, seine Vorwürfe und Beschuldigungen immer verletzender.

Andreas Blechschmift, blechsbibliothek, Instagram, 10. September 2024

Doris Wirth zeichnet unübertroffen nach, wie sich millimeterweise und unaufhaltsam die Ebene gesellschaftlich akzeptierten Verhaltens hin zur psychiatrischen Zwangseinweisung verschiebt und neigt. Wie alle in der Familie auf dieser schiefen Ebene den Halt verlieren: Die anfänglichen Irritationen, die Verletzungen, die Hilflosigkeit, die zunehmende Verständnislosigkeit und irgendwann auch Wut über diesen Irren.

Timothy Paul, timothypaulmuc, Instagram, 14. September 2024

Schnell – und faszinierenderweise doch mit quälender Allmählichkeit – erleben wir, dass der Motor für Erwins Verhalten eine Manie ist, ein sich überschlagender Gedankensturm aus Selbstüberschätzung und Assoziationsblitzen. Das zu lesen ist manchmal eine Herausforderung; das zu schreiben war es sicher umso mehr, und daher: Hut ab!

Ines Daniels, Letteratura, 16. September 2024

Wirth gelingt es sehr gut, auch durch ihre klare Sprache, uns diese Familie nahezubringen, sie konzentriert sich auf das Wesentliche. Sie erklärt uns nicht, was genau mit Erwin eigentlich los ist, benennt seine offenbare psychische Krankheit nicht und trifft damit die beste Entscheidung. Sie spürt den Ursachen nach, mit scharfem Blick, doch immer auch ohne jede Erklärung oder gar Verurteilung.

rosas.bilderbilderbilder, Instagram, 18. September 2024

Absolut beeindruckend und sprachlich intensiv hat @doriswirthschreibt dieses Gefüge mit Rückblicken auf die Kindheit und Jugend der Eltern geschildert, die einzelnen Personen in ihren Charakteren genauestens beschrieben und auch die sich entwickelnde Psychose des Vaters gekonnt geschildert.
Absolut lesenswert, finde ich.

Marina Büttner, literaturleuchtet, 20. September 2024

Wie Doris Wirth diese Geschehnisse erzählt, ist beeindruckend. Sie nutzt die Möglichkeiten der Sprache, um uns mit einzubeziehen in dieses unstete Leben. Sie erzählt aus mehreren Perspektiven, schenkt allen das Wort. Die Übergänge sind fließend.

jensis_leseecke, Instagram, 20. September 2024

Die Autorin Doris Wirth war mit ihrem Debütroman „Findet mich” für den Deutschen Buchpreis 2024 nominiert und hat es leider nicht auf die Shortlist geschafft. Sie zeichnet in ihrem Roman ein bedrückend intimes Porträt einer disfunktionalen Familie.

Kerstin Elferink, buch_im_koffer, Instagram, 27. September 2024

Ich fand diesen Roman unglaublich gut. Unaufgeregt und leicht und dann im nächsten Moment ergreifend und irgendwie verstörend. Doris Wirth erzählt eine Geschichte, die exemplarisch für die Leben unserer Eltern und Großeltern steht – und doch ein ganz anderes Ende nimmt. Ganz toll und von mir eine ganz große Leseempfehlung

Angela Gamma, Schweizer Buchjahr, 27. September 2024

Ein Familienvater taucht unter und löst damit nicht nur die von ihm beabsichtigte Schnitzeljagd aus: In ihrem Romandebüt «Findet mich» überzeugt Doris Wirth mit einem Gespür für das Unsagbare und ergründet gekonnt in Form eines Familienporträts die Unberechenbarkeiten einer psychischen Erkrankung.

Petra Kuhn, Petras Bücherapotheke, 3. Oktober 2024

Was für ein Roman! Einer, der für mich einen Platz auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises sowas von verdient hätte. Auf leisen Sohlen hat er sich in mein Leseherz geschlichen. Nach Markus Thielemann, dem ich noch immer für die Preisverleihung die Daumen drücke, ist diese Geschichte hier mein Sieger der Herzen!

Britta Röder, booknerds, 4. Oktober 2024

Wirths Drei-Generationen-Geschichte entpuppt sich immer mehr zu einem komplexen Gesellschaftsroman. Sorgfältig nimmt die Autorin die klassischen Rollenbilder ins Visier. Das Ideal des arbeitenden karrieremachenden Familienvaters gerät dabei ebenso in die Kritik wie das klassische Bild der aufopferungsvollen Ehefrau und Mutter.

Sarah Steffens, Bookmarked, YouTube, 8. Oktober 2024

Die Schweizer Autorin Doris Wirth (*1981) steht mit ihrem Debütroman "Findet mich" auf der Longlist des #dbp24 hat es aber leider nicht bis auf die Shortlist geschafft. Warum das Buch trotzdem lesenswert ist, erfahrt ihr in meiner spoilerfreien Rezension.

 
 

Frank Menden, Instagram, 8. Oktober 2024

Doris Wirth porträtiert in ihrem komplexen Familien- und Gesellschaftsroman drei Generationen und ihre Verankerung in den Strukturen ihrer Zeit. Dabei benennt sie den jeweiligen Zeitgeist präzise, zeigt auf, welche Auswirkungen der Druck gesellschaftlicher Normen hat und wie sich jede Generation stückweise daraus zu befreien sucht.
Der multiperspektivisch erzählte Roman fesselt durch seinen genauen Blick auf seine ProtagonistInnen, auf deren Wünsche, Träume und Ängste. Und entlässt uns mit einem Stück Hoffnung und der Gewissheit, einen wahrhaft großen Roman gelesen zu haben.

Petra Reich, LiteraturReich, 17. Oktober 2024

Langsam kristallisiert sich heraus, dass hier auf ganz kunstvolle Art über eine psychische Erkrankung geschrieben wird. Davon, was sie für den Erkrankten, aber auch für seine Familie bedeutet. Das ist, wie gesagt, überraschend, klug und sehr gut geschrieben. Den Platz auf der Longlist des Deutschen Buchpreises hat Doris Wirth mit Findet mich wahrlich verdient.

schubarb, Instagram, 30. Oktober 2024

Auf 324 Seiten entwirft die Autorin Doris Wirth einen tiefenpsychologisch ausgereiften Text über das männliche Ausgeliefertsein - entstanden durch  Sozialisation, Familiengeschichte und Gesellschaft - am Beispiel von Erwin (wunderbar ironisch der “Freund des Volkes, Liebling des Heeres“), Mitte 50, vor toxischer Männlichkeit strotzend und doch so verloren in seinem menschlichen Dasein.

Antonia von Wissel, lesefin_, Instagram, 12. November 2024

Die innere Zerrissenheit der Charaktere wird intensiv spürbar und verleiht der Geschichte eine besondere emotionale Tiefe. (…)
Besonders die Darstellung des schleichenden Wahnsinns des Vaters hat mich gefesselt, auch wenn ich mir oft gewünscht habe, ihn wachzurütteln und ihm zurufen: „Lass dir doch endlich helfen! Merkst du denn nicht, wie sehr du deine Familie zerstörst?“